Die Zahl der Online-Bewerbungen steigt rasant. Viele Unternehmen bevorzugen allerdings weiter die klassische Briefform - die Personaler nervt schlicht die Schludrigkeit der Bewerber. In einer aktuellen Untersuchung klagen sie über die hohe Fehlerrate, falsche Formate oder zu viele Einzeldateien.
Hamburg - Die Mehrheit deutscher Personalleiter favorisiert schriftliche statt Bewerbungen per
E-Mail. Das hat einen einfachen Grund: Laut einer Studie des Klaus Resch Verlags
(www.berufsstart.de) entsprechen 55 Prozent der eingehenden Onlinebewerbungen nach
Ansicht der befragten Personalverantwortlichen nicht dem Niveau einer schriftlichen
Bewerbung.
Angeschrieben wurden 10.000 Bewerber, von denen 1723 den Fragebogen vollständig ausgefüllt haben. Etwa die Hälfte hatte als Absolventen den Studienabschluss frisch in der Tasche. Ein Fünftel
befand sich noch im Studium, ein weiteres Fünftel zählte zu den "Young Professionals" mit ein wenig Berufserfahrung, und sieben Prozent hatten kein Studium. Außerdem nahmen 352 Unternehmen
an der Umfrage teil.
Den Online-Bewerbungen stellen die Personaler ein durchweg schlechtes Zeugnis aus - immerhin 55 Prozent entsprechen nach ihren Beobachtungen nicht dem Niveau einer klassischen schriftlichen Bewerbung. In der Liste der häufigsten Fehler liegt der sorglose Umgang mit dem Internet ganz vorn: Bei zwei Drittel der Online-Bewerbungen klagen die Unternehmen über Mängel wie schlechte Formatierung und zu hohes Datenvolumen, zu viele Einzeldateien und schlecht oder gar nicht strukturierte Unterlagen.
Medium macht Massenbewerbungen möglich
Jede fünfte Bewerbung weist formale oder Rechtschreibfehler auf, jede zweite ist unvollständig. Dieses Phänomen, so die Autoren der Studie, sei zwar zum Teil auch bei schriftlichen Bewerbungen zu beobachten. Aber nach Auffassung etlicher Personalentscheider verleitet das Medium Internet zu Massenbewerbungen. Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu den Aussagen der Bewerber. So stufen sechs Prozent der Kandidaten die Qualität ihrer Onlinebewerbung höher oder wesentlich höher als die der Printbewerbung ein. Jede zweite Onlinebewerbung ist nach Angaben der Befragten
zumindest gleichwertig. Aber 41 Prozent der Bewerber räumten ein, dass sie weniger sorgfältig
bei der Bewerbung per Internet sind.
Unterscheidet man nicht nach Fachrichtungen, schreibt ein Bewerber im Durchschnitt derzeit
45 Gesamtbewerbungen, bis er zum Erfolg kommt. In der Blitzumfrage des Klaus Resch
Verlags vor drei Jahren lag dieser Wert bei durchschnittlich zwölf Bewerbungen. Die wenigsten
Bewerbungen mit durchschnittlich 37 schreiben heute die Ingenieure, gefolgt von
Naturwissenschaftlern mit 40; über dem Durchschnitt liegen Wirtschaftswissenschaftler und
Informatiker.
Erste Durchsicht in wenigen Minuten
Der höchste prozentuale Anteil an Onlinebewerbungen ist - wenig verwunderlich - bei den
Informatikern anzutreffen, mit deutlichem Abstand gefolgt von den Wirtschaftswissenschaftlern
und Ingenieuren. Geistes- und Naturwissenschaftler versenden nur jede dritte Bewerbung
online. Alle anderen Fachrichtungen neigen stärker zur klassischen, schriftlichen Bewerbung.
Nahezu alle Fachrichtungen geben an, dass sie sich im Durchschnitt für eine Onlinebewerbung
rund eine Stunde (53 Minuten) Zeit nehmen. Lediglich die Informatiker brauchen im
Durchschnitt nur etwa 46 Minuten.
Im Durchschnitt nehmen sich die Unternehmen 4,5 Minuten Zeit für die Erstdurchsicht einer Bewerbung. Ein Drittel der befragten Unternehmen wenden dafür sogar nur weniger als zwei Minuten
auf. Mit steigendem Bewerbungsaufkommen sinkt die Zeit für die Erstdurchsicht. Die Unternehmen geben an, dass über die Hälfte aller Bewerbungen in digitaler Form, also online eingehen. Somit
ist die schriftliche Bewerbung per Post weiter auf dem Rückzug.
Eine deutliche Differenz ergab die Umfrage bei der Reaktion auf die Online-Bewerbung: Die Unternehmen geben an, dass sie 61 Prozent manuell und weitere 25 Prozent automatisch bestätigen.
Die Bewerber sammeln andere Erfahrungen - nach ihren Aussagen erhalten sie im Schnitt nur auf jede zweite Online-Bewerbung eine Eingangsbestätigung.
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