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Autor: Eckart Aretz
Fundstelle: www.tagesschau.de
Datum: 12. Dezember 2005
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Unternehmen beklagen Bildungsniveau

Die Zahl der Online-Bewerbungen steigt rasDer Mechanismus liegt auf der Hand: Wenn die Konjunktur lahmt, bilden die Unternehmen weniger Lehrlinge aus. Laufen die Geschäfte schlecht, können es sich viele Unternehmen nicht mehr leisten, einen Ausbildungsplatz zu finanzieren. Auch möchte niemand bei einem Lehrling Hoffnung auf ein anschließendes Jobangebot erwecken.

Doch es ist nicht nur die Konjunktur, die Unternehmen davon abhält, im gewünschten Maße
Jugendliche auszubilden. So beklagt Georg Schulte vom Deutschen Industrie- und
Handelskammertag Dortmund die schlechte Schulbildung junger Menschen. "Das
Ausbildungsniveau sinkt von Jahr zu Jahr - in jeder Schulform", sagte Schulte
tagesschau.de. Insbesondere der Hauptschulabschluss habe "kaum noch einen Wert".

Falsche Vorstellung von Berufen
Viele Schulabgänger seien außerdem "geistig nicht beweglich genug" und nicht bereit, einen
Beruf wie Koch oder Fleischer zu ergreifen. Auch Susanne Bergmann, Leiterin Bildungspolitik
bei DaimlerChrysler in Stuttgart, stellt fest, dass die Bewerbungszahlen bei technischen
Berufen zurückgehen. Jugendliche bevorzugten Tätigkeiten, die mit Computerarbeit
verbunden seien. "Berufe, bei denen man sich die Finger schmutzig macht, zählen nicht zu
den Favoriten", meinte Bergmann gegenüber tagesschau.de. Dabei seien Jugendliche
häufig schlecht über das genaue Berufsbild informiert. Hierfür seien nicht nur die Schulen
verantwortlich, sondern auch die Eltern, die vielfach ein überkommenes Bild von Berufen
zeichneten.

Wachsende Defizite
Rolf Peters, Direktor der Beruflichen Schule des Kreises Demmin
(Mecklenburg-Vorpommern), spielt den Ball zu den Unternehmen zurück. Oft seien die
Praktika für Schüler "nicht so organisiert, wie man sich das wünschen würde", sagte Peters
im Gespräch mit tagesschau.de. Doch auch Peters räumt ein, dass viele Jugendliche mit
erheblichen Defiziten in die Ausbildung gehen. Da der Kreis Demmin mit durchschnittlich 27
Prozent die höchste Arbeitslosigkeit aller Kreise in Deutschland aufweise, resignierten viele
Schulabgänger: "Sie schreiben 30 - 50 Bewerbungen, dann geben sie auf." Und selbst wer in
einem Betrieb oder an einer staalichen Einrichtung einen Ausbildungsplatz bekomme, sei
angesichts der schlechten Berufsaussichten oft demotiviert. Die niedrigen Tarife in der
strukturschwachen Region täten ein übriges.

Eltern in der Verantwortung
Peters weist aber auch auf die Rolle der Eltern hin. Diese brächten ihren Kindern häufig nicht
mehr bei, dass es sich lohne zu Lernen. Susanne Bergmann meint deshalb, dass Ausbilder in
den Betrieben heute in einem hohen Maße gefordert seien: "Es kommen viele Jugendliche,
die soziales Lernen, Anstand und andere Werte im Elternhaus nicht vermittelt bekommen
haben, und da müssen wir stark nachbessern." Es sei häufig "Knochenarbeit", junge
Menschen zu den Mitarbeitern zu machen, die in das Unternehmen passten.

Mehr Kooperation gewünscht
Auch Georg Schulte beklagt, dass Jugendliche oft nur schwer in einen Betrieb zu integrieren
sein. Susanne Bergmann plädiert deshalb dafür, dass Schulen noch stärker auf
Gruppenarbeit und soziales Lernen setzen: "Wir brauchen keinen Einzelkämpfer, sondern
Menschen, die sich in das Unternehmen integrieren können." DaimlerChrysler suche deshalb
den engen Kontakt zu Schulen in der Region, um eine stärkere Vernetzung von Schule und
Ausbildung zu erreichen. Vom Staat erwarte die Wirtschaft, schneller auf Veränderungen in
der Berufswelt zu reagieren und die Ausbildungsverordnungen rascher anzupassen.
Georg Schulte plädiert für eine Bildungsreform, die das Schulsystem "vom Kopf auf die Füße
stellt". Die Betriebe fühlten sich "als Reparaturbetrieb des Staates".

Die bittere Konsequenz:"Das führt zu Ausbildungsunlust."